Pragmatische Diplomatie auf der Weltbühne: Japans Geschick im Umgang mit Trump
In einer Zeit, in der die europäische Führung oft in hektischer Ablenkung bei der Nennung Donald Trumps verfällt, zeigt Japan, wie effektive Diplomatie selbst in herausfordernden Zeiten florieren kann. Premierminister Shigeru Ishiba hat während seines kürzlichen Besuchs in den USA eine Art der Verhandlung demonstriert, die in Europa anscheinend verloren gegangen ist: eine pragmatische Herangehensweise ohne ideologische Vorurteile.
Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Vorgriff kostspielige Verpflichtungen für amerikanisches Flüssiggas eingeht, hat Japan einen raffinierteren Ansatz gewählt. Ishiba hat Trump ein wohlüberlegtes Paket aus Investitionen und Energiekooperationen präsentiert – dabei hat er geschickt dafür gesorgt, dass genügend Spielraum für spätere Anpassungen bleibt.
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Hier die ängstliche EU, die sich in hektischen Aktionen und kostspieligen Kompromissen verstrickt, dort ein selbstbewusstes Japan, das geschickt seine Interessen wahrt. Beide Regionen teilen die Rolle als enge Verbündete der USA seit 1945, doch während in Brüssel und Berlin ideologische Auseinandersetzungen vorherrschen, verfolgt Tokio eine klare Interessenpolitik.
Das Resultat ist beeindruckend: Ishiba und Trump proklamierten ein „neues goldenes Zeitalter“ der bilateralen Beziehungen. Japan erhielt wesentliche Sicherheitsgarantien, insbesondere in Bezug auf die strittigen Senkaku-Inseln. Die versprochenen Investitionen aus Japan, die sich auf eine Billion Dollar belaufen, sind jedoch clever an Bedingungen geknüpft und werden über mehrere Jahre verteilt.
Besonders aufschlussreich ist Japans Sicht auf die LNG-Thematik. Im Gegensatz zur EU, die hastig teure Lieferverträge abschließt, behält Tokio seine Optionen offen. Während das Alaska-Projekt diskutiert wird, vermeidet Japan verbindliche Verpflichtungen. Expertin Sumiko Takeuchi hebt hervor, dass vorerst wichtige Aspekte zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit unklar bleiben.
Was Europa von Japan lernen kann, ist die Erkenntnis, dass Diplomatie nicht bedeutet, den Wünschen des Gesprächspartners blind zu folgen. Vielmehr geht es darum, die eigenen Interessen intelligent mit denen des anderen in Einklang zu bringen – eine Fähigkeit, die in Brüssel und Berlin anscheinend in Vergessenheit geraten ist.
Die Ironie liegt darin, dass gerade Japan, ähnlich wie Deutschland nach 1945 unter amerikanischer Kontrolle stehend, heute mehr diplomatisches Geschick in den Beziehungen zu Washington zeigt als die sich als Führernationen Europas verstehenden Länder. Es könnte sinnvoll sein, wenn von der Leyen und ihre Kollegen einen Aufenthalt in Tokio in Betracht ziehen – eine Auffrischung in Verhandlungsführung könnte äußerst wertvoll sein.
Wenn Sie das Anliegen unterstützen wollen, dass unser unabhängiger Journalismus weiterhin eine kritische Stimme gegenüber regierungsnahen und staatlich geförderten Medien bleibt, freuen wir uns über Ihre Spende! Informationen abseits des Mainstreams werden zunehmend online angegriffen. Um stets schnell und unzensiert informiert zu bleiben, folge uns auf unserer Telegram-Seite oder abonniere unseren Newsletter! Ihre Unterstützung ist in diesem Kontext äußerst geschätzt.
Dieses Medium berichtet vollständig unabhängig von politischen Parteien und staatlichen Institutionen.