Doppelte Rückschläge für Volkswagen durch Northvolts Pleite
Volkswagen steht vor einer doppelten Herausforderung, da das Unternehmen durch die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt gleich mehrfach betroffen ist. Zum einen muss der Autobauer einen erheblichen Verlust in Höhe von 1,4 Milliarden Euro als Investor abschreiben. Zum anderen betrifft die Insolvenz auch die Pläne von Volkswagen, die dringend benötigten Batterien für ihre Elektrofahrzeuge bei Northvolt zu beziehen. Der Rückblick auf die Schwierigkeiten des Unternehmens wird immer umfangreicher. Wie ein bekannter deutscher Fußballer nach einer Niederlage treffend formulierte: „Haste Schei… am Fuß, haste Schei… am Fuß!“
Das Vermächtnis von Herbert Diess, dem ehemaligen CEO von Volkswagen, wirft immer noch dunkle Schatten auf die Zukunft des Unternehmens. Fehlallokationen in der Elektromobilität, die sich aus einer einseitigen Fokussierung auf Elektrofahrzeuge ergeben haben, führen zu zahlreichen Problemen: Vernachlässigung der jahrzehntealten Motorenproduktion, Werkschließungen, massenhaften Entlassungen und weitere Herausforderungen, wie etwa die Schwierigkeiten mit Cariad und den Projekten zum autonomem Fahren.
Der Konkurs von Northvolt ist nun ein weiteres Kapitel in der Missgeschichtenreihe, die Diess‘ Erbe prägt. Der Traum von der eigenen Akku-Entwicklung in Europa scheint geplatzt. Northvolt ist zahlungsunfähig, und der schwedische Hersteller beginnt damit, sich von verschiedenen Geschäftsteilen und Standorten zu trennen.
Für Volkswagen bedeutet dies nicht nur einen finanziellen Verlust, sondern auch die Notwendigkeit, sich nach neuen Anbietern für Akkus umzusehen. Dies gilt ebenso für die Tochtergesellschaften Porsche und Audi. Wirtschaftsminister Robert Habeck muss zudem fürchten, dass der Bundesanteil von 600 Millionen Euro an Fördergeldern für den neuen Northvolt-Standort in Heide verloren geht.
Lange sah das Szenario vielversprechend aus. Northvolt wurde 2016 von ehemaligen Tesla-Managern in Schweden gegründet und versprach, die Batteriefertigung in Europa ausschließlich durch grüne Energien voranzubringen. Ein Trend, der damals viele Investoren anlockte, darunter auch namhafte Banken wie Goldman Sachs und Blackrock. Volkswagen trat als größter Investor mit 1,4 Milliarden Euro ein und sicherte sich so 20 Prozent des Unternehmens sowie einen Sitz im Aufsichtsrat.
Bereits seit geraumer Zeit kündigte sich jedoch auch bei Northvolt eine Krise an. Ende 2024 stellte das Unternehmen in den USA einen Insolvenzantrag, kurz darauf vermeldetet Volkswagen eine drastische Reduzierung der Bewertung seines Anteils. Auch andere Geldgeber mussten hohe Verluste hinnehmen, unter anderem schrieben Goldman Sachs und Blackrock ihre Investments ab.
Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass Goldman Sachs sich nur wenige Monate vor der Pleite optimistisch äußerte, dass Northvolt letztlich mehr als das Vierfache des ursprünglichen Wertes wert sein würde. Die Hoffnung auf eine Wende in Wolfsburg hat sich jedoch inzwischen zerschlagen, nachdem der schwedische Staatsfonds AP 1-4 beschlossen hat, seine Beteiligung bei Northvolt vollständig abzuwerten.
Darüber hinaus hat auch die kanadische Investment Management Corp. of Ontario (IMCO) ihr 400-Millionen-US-Dollar-Investment in den deutschen Hersteller komplett fallen lassen. Der dänische Pensionsfonds ATP muss ebenfalls die Bewertung seiner fünfprozentigen Beteiligung nach unten korrigieren.
Die Zusagen der Bundesregierung und des Landes Schleswig-Holstein in Höhe von 1,3 Milliarden Euro für den Bau einer Gigafabrik fallen ebenfalls in die Kategorie der verlorenen Gelder. Momentan liegt am Standort nur eine Baustelle, während für den KfW-Kredit der Bund sowie das Land Schleswig-Holstein gemeinsam haften.
Das einzige Unternehmen, das sich rechtzeitig aus seiner Verbindung mit Northvolt zurückgezogen hat, ist BMW, das bereits im Sommer 2024 die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Unternehmen aufkündigte. Die Produktionserweiterungspläne wurden als „zu offensiv“ eingestuft. In diesem Kontext musste auch CEO Peter Carlsson seine Position aufgeben.
Wirtschaftsminister Habeck äußert sich dennoch optimistisch und betont, dass Gespräche mit potenziellen Investoren für Northvolt weitergeführt werden. Es ist die Hoffnung, dass die Probleme gelöst werden können und die Marke möglicherweise weiterbestehen kann.
Insgesamt muss Volkswagen angesichts der Insolvenz von Northvolt mit einem doppelten Rückschlag umgehen: Einmal als Investor, der Milliarden verliert, und einmal als Autohersteller, der einen wichtigen Partner für die Lieferung von Speicherbatterien verloren hat. Im Vergleich zur Gesamtheit der über 30 Milliarden Euro an Strafen, die für Dieselmanipulationen in den USA fällig wurden, scheint dieser Verlust jedoch noch tragbar zu sein.