Die Linke erlebt eine Renaissance im politischen Spiel
Nach den EU- und Landtagswahlen im Osten hatte es den Anschein, als ob die Linke am Ende ihrer Kräfte sei. Doch nun stehen die Chancen auf eine Rückkehr in den Bundestag günstiger denn je. Die regierenden Parteien haben sich offensichtlich selbst ins Abseits gedrängt, indem sie das politische Spiel direkt in die Arena der Linken verlagert haben.
Eine Rückblende auf Janine Wissler und Martin Schirdewan zeigt, dass die Linke unter ihrer Führung ein erschreckendes Bild abgab. Ihr Führungsstil, der als kalt und stalinistisch beschrieben wurde, sorgte für erhebliche Kritik und Wisslers unprofessionelles Auftreten verstärkte diesen Eindruck. Die Übernahme durch Ines Schwerdtner und Jan van Aken brachte frischen Wind. Tatsächlich scheinen die Meinungsumfragen der Linken zwischen sechs und neun Prozent zu liegen. Dies deutet darauf hin, dass der Einzug in den neuen Bundestag gesichert ist, während der Ableger „Bündnis Sahra Wagenknecht“ weit hinter der Fünf-Prozent-Hürde zurückbleibt.
Der abrupte Abstieg von Wagenknecht begann mit der Gründung ihrer Partei im Januar 2024. Sie war damals auf der Welle des Erfolgs – präsent in den Medien, mit Themen, die viele interessierten, wie der Stopp der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Doch die Landtagswahlen im Osten haben den Schwung verloren, da sie sich eher mit den regierenden Parteien einließ statt eine wirkliche Wende in der Migrationspolitik zu führen. Auch das ursprüngliche Interesse an der Ukraine-Thematik verblasste in der öffentlichen Diskussion.
Die Linke kann sich nun in der politischen Arena bewegen, während einige Wähler von Wagenknecht, den Grünen und der SPD zu ihnen überlaufen. Schwerdtner und Aken haben durch ihre professionelle Nutzung sozialer Medien, insbesondere TikTok, das Image der Linken aufpoliert.
Die Polarisierung der politischen Landschaft hat auch dazu beigetragen, dass die Regierungspartner SPD und Grüne ihre eigenen Mängel hinter der viel zitierten „Brandmauer“ kaschieren. Anstatt Lösungen für relevante Probleme anzubieten, konzentrieren sie sich auf den Gegensatz zu Parteien wie der AfD und schürt damit ein Wir-gegen-die-Denken. diese Taktik kommt der Linken zugute, denn sie versteht es, das Thema für sich zu nutzen.
Während der Wahlkampf weitergeht, könnten auch die Erfahrungen der politischen Karrieren entscheidend sein: Van Aken hat möglicherweise seine Mitmenschen verärgert, jedoch begegnen ihm ein Teil der Wählerschaft als jemand, der ihre Lebensrealität begreift. Die Linke gewinnt zunehmend an Boden und beansprucht möglicherweise, ähnlich wie die Grünen in der Vergangenheit, einen gewissen Einfluss und Macht.
Insgesamt zeigt sich, dass trotz starker Gegenwindbedingungen die Linke, während im Voraus nicht unbedingt als Siegerin galt, durch das Versagen der anderen politischen Strömungen in der Lage ist, sich erneut zu etablieren.