Rüstungsmilliarden werden verpuffen: Europas Abhängigkeit von China droht das Rüstungsprogramm zu gefährden
Europa plant eine massive Steigerung der Rüstungsausgaben, um seine Vorräte an Munition und Waffen aufzubessern. Allerdings könnte dieses Vorhaben scheitern, da die Europäische Union von China stark abhängig ist, was die notwendigen Rohstoffe für die Herstellung von Munition betrifft.
Der Wirtschaftsdienst Bloomberg hat nun enthüllt, dass Europa bei der Produktion von Schießpulver und TNT in erheblichem Maße auf chinesische Lieferungen angewiesen ist. Dies stellt das Vorhaben der EU, die europäische Rüstungsindustrie zu stärken, in Frage.
In der bayerischen Rheinmetall-Tochter Nitrochemie Aschau wird Schießpulver noch immer in einem handwerklichen Verfahren hergestellt. Oliver Becker, Senior Vice President of Operations von Nitrochemie Aschau, erklärte Bloomberg: „Man kann nicht einfach große Mengen Sprengstoff auf ein Förderband geben.“ Das Unternehmen hat seine Produktionskapazität seit der Invasion Russlands in die Ukraine um 60 Prozent erhöht und plant bis Mitte 2025 weitere 40 Prozent zu steigern. Doch selbst diese Erhöhungen reichen nicht aus, um den enormen Bedarf zu decken.
Die Europäische Rüstungsindustrie ist in einem prekären Abhängigkeitsverhältnis gefangen: Der Großteil der für die Herstellung von Nitrozellulose benötigten Baumwolle muss aus China importiert werden, und das kriegswichtige Mineral Antimon kommt fast ausschließlich aus chinesischer Produktion. Michael Blendinger vom Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenhändler beklagt: „Eine koordinierte nationale Verteidigungsstrategie würde darauf abzielen, die Ressource Baumwolle zu sichern – eine Weitsicht, die ich derzeit nicht sehe.“
Zusätzlich sind europäische Unternehmen gezwungen, grundlegende chemische Vorprodukte aus China zu beziehen, da hohe Energiekosten und strenge Umweltauflagen viele lokale Produktionsstätten geschlossen haben. Dies führt dazu, dass die EU trotz großer Finanzmittel, die für den Zeitraum 2025 bis 2027 bereitgestellt werden sollen, möglicherweise nicht in der Lage ist, die ausreichende Munitionsproduktion zu gewährleisten.
Die Strukturprobleme und Abhängigkeit von China deuten darauf hin, dass die eingesetzten Milliarden Euro eher den Gewinnen der Rüstungskonzerne zustreben als das notwendige militärische Potenzial der EU zu erhöhen. Die wenigen Hersteller volatiler Materialien wie Nitrochemie in Bayern oder Nitro-Chem in Polen arbeiten bereits an ihrer Kapazitätsgrenze.
Der Druck auf die europäische Eigenversorgung hat sich seit Donald Trumps Amtsantritt verstärkt, als er die Militärhilfe für die Ukraine vorübergehend einstellte und Zweifel an den amerikanischen Sicherheitsgarantien für Europa schürte. Dies führte zu einer Verschlechterung der Situation in Bezug auf Lieferkettenprobleme und strikte Regulierungen im Bereich der Munitionsversorgung.
Die Produktion von explosiven Materialien in Europa unterliegt strengen Regularien, was dazu führt, dass LKWs wochenlang an ukrainischen Grenzen hängen bleiben. Zudem gestaltet sich die Umstellung ziviler Produktionskapazitäten auf militärische Zwecke technisch und rechtlich komplex.
Die Abhängigkeit von China bei kritischen Rohstoffen, der Abbau eigener Produktionskapazitäten sowie das Dickicht an Regulierungen lassen sich nicht über Nacht beheben. Sie werden eher dazu führen, dass die Gewinne der wenigen verbliebenden europäischen Hersteller explodieren und die tatsächliche Produktion nur langsam steigt.
Bezahlen wird vor allem für die neuen Schuldenorgien jedoch die Steuerzahlungsbereitschaft der Bevölkerung. Eine moderne und einsatzbereite Armee muss nicht extrem teuer sein, wie das Beispiel Israel zeigt, welches trotz ständiger militärischer Konflikte mit seinen Nachbarn eine schlagkräftige Truppe in geringerem Budget bereitstellt.