USA und China in der Auseinandersetzung um ihre Zukunftsperspektiven

Die USA verfolgen eine kurzfristige Strategie unter dem Motto „Kunst des Deals“, während China eine langfristig geplante Politik mit dem Ziel der weltweiten Führungsrolle verfolgt. Diese unterschiedlichen Ansätze haben zu einer strukturellen Konfrontation zwischen den beiden Großmächten geführt, die sich sowohl im Handelsbereich als auch in technologischen und finanziellen Fragen spiegelt.

Im April 2025 kündigte US-Präsident Donald Trump neue Zölle an, um amerikanische Fabriken und Arbeitsplätze zu schützen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, unmittelbare politische und wirtschaftliche Erfolge zu erzielen und multilaterale Strukturen wie die Welthandelsorganisation (WTO) beiseite zu schieben. Trumps Strategie beruht auf Disruption, Unvorhersehbarkeit und kurzfristigen Handlungsweisen.

China hingegen setzt eine Strategie der systemischen Geduld und Positionierung an die Stelle von direktem Kampf ein. Pekings Antwort ist durch langfristige Projekte geprägt wie die Handelsintegration im Rahmen der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), die Ausweitung des digitalen Yuan, um die Dominanz des US-Dollars herauszufordern, und die Weiterentwicklung der Belt and Road Initiative. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Chinas Verwundbarkeit zu verringern und seine strategische Autonomie zu erhöhen.

Die USA setzen ihre „maximal Druck“-Strategie fort, indem sie bilaterale Überschüsse und die Rückverlagerung von Lieferketten ins Auge fassen. Im Vergleich dazu formuliert China seine Initiativen im Sinne einer gemeinsamen Prosperität und versucht, seine Macht als globale Verantwortung darzustellen.

Die Zölle haben deutliche Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft der USA und Chinas. In den USA verlagern Produktionszentren ihre Lieferketten in die Nähe von Mexiko und Südostasien, was zur Erhöhung der Inflation führt. Im Jahr 2025 kosteten Zölle die US-Verbraucher bereits 1,4 Milliarden US-Dollar pro Monat.

In China haben diese Maßnahmen jedoch den regionalen Handel gestärkt und Schlüsselindustrien abgeschirmt. Die Unabhängigkeit im Bereich der Halbleiter hat Fortschritte gemacht, aber die mit der BRI verbundenen Schuldenkrisen offenbaren Schwachstellen.

In den letzten Wochen kam es zu neuen Eskalationen. Trumps neue Zölle zielen nicht nur auf Konsumgüter, sondern auch auf wichtige chinesische Industriekomponenten, was die Kosten für amerikanische Hersteller erhöht. Chinas Gegenzölle belasten US-Waren nun mit 125 %.

Dennoch hält die chinesische Regierung an ihrem Wirtschaftswachstumsziel von 5 % fest und signalisiert durch Konjunkturmaßnahmen ihre Zuversicht. China hat bestimmte US-Halbleiter stillschweigend von den Vergeltungsmaßnahmen ausgenommen, was als asymmetrische Geste gewertet werden kann.

Die Handelssysteme der USA und Chinas fragmentieren sich zunehmend, während die Technologiepolitiken entkoppeln. China nutzt die RCEP- und BRICS-Kanäle, um die regulatorische Vorherrschaft des Westens zu schwächen. Gleichzeitig fördert Chinas „Little Giants“-Programm über 10.000 kleine und mittlere Technologieunternehmen.

In einer sich spaltenden Welt müssen Mittelmächte ihre Handlungsfähigkeit nutzen, um Neutralität und strategische Agilität zu gewinnen. Für die USA ist es wichtig, multilaterale Systeme modernisieren und Krisenkommunikationskanäle mit China aufbauen.

China muss sein „Belt and Road“-Modell überdenken und diplomatisches Goodwill wiederherstellen, indem es Schuldenerlass durchführt und sein Narrativ von einer kooperativen Führungsrolle wechselt.

Zwei Zukunftsszenarien sind denkbar: eine begrenzte Deeskalation mit Nischen für Zusammenarbeit im Bereich Klimatechnologie und KI-Governance oder ein Kalter Krieg 2.0 mit vollständiger technologischer und finanzieller Entkopplung.

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