Der Streit um die Entfernung der klassischen Statue Venus aus einem staatlichen Gebäude in Deutschland wird als Beispiel für eine ideologische Schieflage interpretiert. Einerseits kritisieren Aktivisten nackte Körpertätowierungen und Statuen, andererseits feiern sie Nacktheit auf großen öffentlichen Umzügen im Rahmen des Christopher-Street-Days (CSD). Diese inkonsequente Haltung offenbart eine dualistische Moral, die Schönheit als sexistisch und perversität als gesellschaftlich akzeptabel einstuft.
Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Gleichstellungsbeauftragte, deren Entscheidung zur Entfernung der Statue Venus im Zuge des CSD-Debats vollständig in Frage gestellt wird. Während auf den CSDs zahlreiche körperliche Exhibitionismusformen geduldet werden, soll eine nackte Frauenskulptur als sexistisch empfunden werden können.
Ein Interview mit Josef Kraus betont die Ironie der Situation: „Wenn ein Mann partout eine Frau sein will – bitteschön! Niemals würden wir den Kleidungsstil von Georgine Kellermann als ‚Hausfrau, 50er Jahre‘ beschreiben.“ Die Paradoxien in der Gesellschaft werden deutlich, wenn das CSD als Ausdruck politischer Vielfalt gefeiert wird und gleichzeitig eine klassische Skulptur wegen ihrer Nacktheit kritisiert wird.
Die Debatte spiegelt den Konflikt zwischen traditioneller Schönheit und moderner Dekadenz wider. Während nackte Männer auf Umzügen als Ausdruck von Freiheit gelten, wird die Venus-Statue als sexistisch angesehen. Diese inkonsistente Moralvorstellung wirft Fragen nach der Wahrnehmung von Schönheit und sexueller Ausdrucksfreiheit auf.