Der Bundestag hat im zweiten Wahlgang Friedrich Merz zum zehnten deutschen Bundeskanzler gewählt. Dabei erhielt Merz mit 325 Ja-Stimmen die notwendige absolute Mehrheit. Die Koalition aus CDU, CSU und SPD bestand dabei nicht komplett, da mindestens drei Abgeordnete der Koalition ihre Stimme verweigert haben.
Im ersten Wahlgang hatte Merz mit nur 610 Ja-Stimmen die erforderliche Mehrheit noch knapp verpasst. Die Abstimmung im zweiten Wahlgang fand nach einer vierstündigen Pause statt, während der sich die Union offensichtlich über einen eigenen Parteitagsbeschluss hinweggesetzt hat.
Um den zweiten Wahlgang trotzdem durchzuführen, musste die Geschäftsordnung des Bundestags geändert werden. Dies war nur mit Unterstützung von Grünen und Linken möglich, was im Vorfeld als unerwünscht dargestellt wurde.
Die Wahl von Merz zeigt auf, dass die Union selbst bei entscheidenden Fragen wie der Kanzlerwahlsache bereit ist, Parteigrundsätze zu ignorieren, wenn es politisch notwendig erscheint. Die Koalition aus CDU und CSU scheint dabei weniger an einer klaren Linie zur AfD interessiert als vielmehr an ihrer eigenen Machtstabilisierung.