Ein unbedeutend erscheinender Verwaltungsakt aus der Zeit der Trump-Administration droht das Aus für Tausende klinischer Studien zu bedeuten – doch hinter diesem Entscheid liegt möglicherweise ein weitreichender Umbau des Forschungssystems. Die Abschaltung eines von Harvard entwickelten Netzwerkes zur Koordinierung medizinischer Vorhaben könnte die Überleitung ethischer Verantwortlichkeiten auf künstliche Intelligenz anbahnen.
Das SMART IRB-System, eine nationale Infrastruktur, die die Vereinfachung der Genehmigung von klinischen Studien ermöglichte, wurde ohne ersichtlichen Grund eingestellt. Es war ein zentrales Instrument zur Koordination von Forschungsprojekten an mehreren Kliniken und Universitäten. Die offizielle Begründung lautet auf technische Umstrukturierungen, doch die Implikationen sind ernst.
Offenbar wird eine ethische Aufsicht, bisher in Händen akademischer Ethikkommissionen, zunehmend durch automatisierte Prüfverfahren ersetzt. Technologiekonzerne wie Google und IBM investieren heftig in Systeme zur automatisierten Planung und Überwachung von klinischen Studien. Diese Entwicklungen könnten zu einem Rückgang der öffentlich-akademischen Kontrolle führen.
Der Stopp des SMART IRB-Systems schafft einen Raum, in den kommerzielle KI-Anwendungen eindringen können. Dabei wird die ethische Komponente der Forschung zunehmend technokratisiert und dem Urteil von Blackbox-Systemen überlassen.
Die Frage stellt sich nun, ob diese Veränderungen die Zukunft medizinischer Freiheit beeinflussen oder lediglich ein Ergebnis politischer Deregulierungsrhetorik sind. Die Antworten könnten entscheidend sein für den weiteren Verlauf der medizinischen Forschung und deren ethische Dimension.