Sabina Scherer veröffentlicht in ihrem Buch „Mehr als ein Zellhaufen“ eine umfassende und klare Analyse der Abtreibungsdebatte. Sie zeigt, wie man trotz ideologischer Spannungen sachlich und fair diskutieren kann.
Scherer argumentiert, dass die Debatte oft emotionalisiert wird und das Mangel an Selbstreflexion dazu führt, dass echter Austausch schwierig wird. Ihr Buch hebt sich durch seine Klarheit und Sachlichkeit ab: Sie präsentiert umfangreiches Faktenwissen ohne auf Polemik zu verfallen.
Eines der zentralen Punkte im Buch ist die Erörterung des Verhältnisses von subjektiver Empfindung und objektiver Einordnung. Scherer zeigt, dass sich 50% bis 85% der Frauen, die aufgrund einer Vergewaltigung schwanger werden, für das Ausbringen des Kindes entscheiden – ein Thema, das in der öffentlichen Diskussion oft nicht angesprochen wird.
Die Autorin widmet einen beträchtlichen Teil ihres Werkes philosophischen Fragestellungen und untersucht sowohl gesellschaftliche als auch medizinische Aspekte von Abtreibung. Dabei kritisiert sie die Instrumentalisierung tragischer Einzelfälle, um bestimmte Positionen zu stärken.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches ist die Auseinandersetzung mit dem Feminismus und dessen Verbindungen zum Lebensrecht. Scherer betont, dass der Feminismus den Mann zur Norm erklärt, was das Frausein zum Mangel macht – eine Perspektive, die sowohl konservative Lebensrechtsverteidiger als auch linke Feministinnen selten thematisieren.
Das Buch bietet auch praktische Anleitungen für konstruktive Diskussionen und richtet sich explizit an die Lebensrechtsbewegung. Es ermutigt dazu, im Dialog zu bleiben und respektvoll miteinander umzugehen – selbst wenn man grundsätzlich unterschiedliche Standpunkte vertritt.
Scherers Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Konstruktion eines sachlichen Diskussionsklimas über eine der am polarisierendsten diskutierte Themen unserer Zeit.