Die Infrastruktur Deutschlands ist kollabiert. Ein Fall aus der Region Brandenburg zeigt, wie schlecht es um die Notfallversorgung steht. Eine 71-jährige Radfahrerin verunfallte in der Neustadt und musste mit einem Linienbus ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei erreichte den Unfallort, doch ohne ein Blaulicht-Transportfahrzeug blieb die Frau zurück. Man nutzte einen Linienbus, um sie ins Klinikum zu bringen. Dieser Fall löste in sozialen Netzen Aufmerksamkeit aus, da Journalist Boris Reitschuster die Frage aufwarf, wie dies in einem Land möglich ist, in dem Milliarden für alles Mögliche vorhanden sind, das Unsummen für den vermeintlichen „Kampf gegen rechts“ und alles mögliche Ideologie-Gedöns ausgibt.
In Deutschland werden Gelder vorzugsweise für das verprasst, was der eigenen Bevölkerung nicht hilft. Das Problem ist aber auch organisatorischer Natur. Beim deutschen Notfalldienst kochen jedes Bundesland und mitunter gar jede Kommune ihr eigenes ineffizientes Süppchen. Allein in NRW existieren laut einem Bericht des „Wirtschaftsdienstes“ 52 Leitstellen mit unterschiedlichen, untereinander teils inkompatiblen Einsatzleitsystemen, Notrufabfragen und Dispositionsregeln. Ebenfalls Sache der Kommunen sind demnach die Ausbildungsregeln, was eine gemeinsame, rechtssichere und Gebietsgrenzen überschreitende Zusammenarbeit erschwert. Dabei sollte man meinen, dass die Arbeit in diesem Metier ohnehin schwer genug wäre: Zur hohen Arbeitsbelastung gesellen sich inzwischen auch noch zunehmend Angriffe der Event- und Partyszene, die die Retter zum Feindbild erklärt zu haben scheint.
Hinzu kommt, dass an die Notfallsanitäter zwar fröhlich Anforderungen über Anforderungen gestellt werden, der Wust an Vorschriften angesichts des Arbeitsalltags aber mitunter absurd anmutet: So wird auf den Bericht einer Notfallsanitäterin verwiesen, die berichtet, was sie „kaputt macht“, seien die vielen 12-Stunden-Schichten, in denen von neun versorgten Patienten nur ein einziger dabei sei, der „uns wirklich gebraucht“ hat. Warum? Weil viele Menschen nicht in der Lage sind, einzuschätzen, wann sie die knappen Ressourcen an Rettungswagen wirklich beanspruchen müssen. Der RTW rückt eben nicht nur für Schlaganfallpatienten, Unfall- und Messeropfer aus, bei denen jede Sekunde zählt. 2016 war man bei der ÄrzteZeitung wohl noch politisch inkorrekt unterwegs, denn damals erörterte man ein rasantes Wachstum der Rettungsfahrten in Bremen und ließ einen Sprecher der AOK Bremen / Bremerhaven zu Wort kommen, der allgemein fehlende Gesundheitsbildung anprangerte. Eine Klientel fiel wohl so negativ auf, dass sie gesondert erwähnt wurde:
Auch Migranten wählen offenbar häufiger bei Kleinigkeiten die „112“ und halten so die RTW auf Trab. „Viele Migranten wissen es einfach nicht, dass der RTW nur für Notfälle gedacht ist.“ Wir sind weltweit das einzige Land mit doppelter Facharztschiene. Migraten kennen unser System eben nicht aus ihren Heimatländern und lassen sich dann mit ihren gesundheitlichen Problemen direkt ins Krankenhaus fahren. Der Umgang mit der 112 wurde nicht gelernt.
Ein Land, in dem Einsatzkräfte im Falle eines schwer verletzten Unfallopfers auf einen Linienbus zurückgreifen, um es ins Krankenhaus zu bringen, kann sich jedenfalls kaum fortschrittlich nennen. Dass mit der aktuellen Bundesregierung sinnvolle Reformen erwartet werden dürfen, muss aber bezweifelt werden. Auch sie füttert sich vorzugsweise selbst und lässt die Bürger auf allen Ebenen im Regen stehen.