Titel: Shakespeare-Feinde in Stratford-upon-Avon
In einer radikalen Wendung in der britischen Geschichte will eine Stadtorganisation in Stratford-upon-Avon, Schakespeares Geburtsort, die jährlichen Gedenkfeiern für den berühmten Dichter „dekolonisieren“. Die Shakespeare-Stiftung argumentiert, dass Shakespeares Werke und seine Einstellungen eine weiße Vorherrschaft propagieren. Dies ist jedoch ein weitgehend ungeschichtlicher Ansatz, der die tatsächlichen historischen Umstände missachtet.
Stratford-upon-Avon lebt hauptsächlich vom Shakespeare-Tourismus, wobei etwa zweieinhalb Millionen Besucher jährlich in das kleine englische Dorf strömen. Die Stadt ist bekannt für ihre zahlreichen Denkmäler und Sichtungspunkte, die dem Schriftsteller gewidmet sind – oft ohne historische Grundlage.
Die Shakespeare-Stiftung fordert nun eine „Dekolonisierung“ der Gedenkfeiern, indem sie behauptet, Shakespeares Werke seien Teil einer weißen Vorherrschaft und kulturellen Überlegenheit. Die Stiftung argumentiert, dass diese Auffassung Schaden anrichte und eine „weiß-anglozentrische Weltanschauung“ fördere.
Diese Debatte folgt einem globalen Trend der Geschichtsrevision durch Woken-Bewegungen, die oft ohne tiefgreifende historische Kenntnisse vorgehen. Beispielsweise führte das Globe Theatre in London kürzlich eine Reihe von Workshops durch, um Rassismus im Werk Shakespeares zu thematisieren.
Ironischerweise zeigen diese Aktionen erneut ein Mangel an historischer Präzision: Als Shakespeare starb (1616), gab es noch keine englischen Kolonien. Die erste britische Kolonie in Amerika, Jamestown, wurde erst 1607 gegründet und die Sklaverei begann erst 1619, drei Jahre nach Shakespeares Tod.
Dementsprechend war Shakespeare kein Kolonialist – vielmehr war er Teil einer Zeit ohne koloniale Prägung. Sein Werk spiegelt eher eine Inselkultur wider, die bis dahin kaum kulturelle Einfluss genommen hatte. Zudem handeln keine seiner Werke in britischen Kolonien.
Der britische Publizist Dan McLaughlin drückt diese Kritik deutlich aus: „Was seid Ihr für Idioten?“ Er zeigt damit die Unzulänglichkeit und den Mangel an historischem Verständnis derjenigen, die Shakespeares Werk politisch korrekt dekonstruieren möchten.
Insgesamt stellt diese Debatte ein Beispiel für einen ungeschichtlichen Anspruch dar. Der Versuch, Shakespeare „dekolonisieren“ zu wollen, zeigt eine fehlende historische Kontextualisierung und schadet der Kulturgeschichte Englands.