Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für die Sicherheit von Arzneimitteln zuständig ist, wendet bei der Beurteilung von Verdachtsfällen auf mögliche Impfnebenwirkungen einen Algorithmus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. Dieser Prozess führt dazu, dass viele Berichte über gesundheitliche Probleme nach einer Impfung als nicht als Impfschäden klassifiziert werden. Laut einer Analyse von Aya Velázquez wird die Bewertung durch den Algorithmus so gestaltet, dass mögliche Schäden systematisch unterschätzt werden.
Der WHO-Algorithmus unterteilt Verdachtsmeldungen in vier Kategorien: „Konsistent“, „Inkonsistent“, „Unbestimmt“ und „Ungliedbar“. Nur Fälle, die als „Konsistent“ eingestuft werden, gelten als wahrscheinliche Impfnebenwirkungen. Velázquez zeigt auf, dass die Kriterien für diese Bewertung eng und problematisch sind. So muss eine Beschwerde beispielsweise in einem „plausiblen Zeitfenster nach der Impfung“ auftreten und keine andere Ursache haben. Zudem muss sie biologisch plausibel sein und typisch mit dem Impfstoff assoziiert werden. Doch viele Fälle, die kurz nach der Impfung auftreten, fallen genau in diese Lücke.
Die Forscherin kritisiert auch, dass das PEI bei der Bewertung von Todesfällen nach Impfungen keine klare Position einnimmt. Einige Berichte wurden nicht als Impfschäden anerkannt, obwohl sie möglicherweise mit der Impfung zusammenhängen. Zudem wird die Prüfung von Alternativursachen wie Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme als riskant angesehen. Der Algorithmus verlangt zudem, dass Ärzte aktiv nach Gegenbeweisen suchen, was zu einer Unterbewertung von Schäden führen kann.
Die Ergebnisse der Bewertung haben direkte Auswirkungen auf die Anerkennung von Impfgeschädigten. Versorgungsämter lehnen viele Anträge ab und verweisen auf Sicherheitsberichte des PEI, das kaum Risikosignale identifiziert. Velázquez betont, dass der WHO-Algorithmus nicht vorgeschrieben ist, aber dazu führt, dass weniger Fälle als Impfschäden anerkannt werden. Dies spart dem Staat Geld und schützt Pharmaunternehmen vor Konsequenzen.