Der 76-jährige Berliner Arzt Wolfgang C. wurde am Freitagabend tot in seiner Praxis im Bezirk Wedding gefunden. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Mordkommission deuten auf Fremdverschulden hin, doch die genauen Umstände bleiben unklar. Der Tod des Mediziners stößt auf Empörung, da er kurz zuvor in einem Streit um seine kritische Haltung gegenüber Politik und staatlicher Verfolgung stand.
Wolfgang C., der seit über fünf Jahrzehnten als Hausarzt tätig war, war bekannt für seine radikale Kritik an der Regierung und seiner Arbeit mit Drogensüchtigen. Er setzte sich für eine „akzeptierende Sozialtherapie“ ein, was ihn 2001 in Konflikt mit dem Arzneimittelgesetz brachte. Obwohl er nie vorbestraft wurde, war seine Haltung stets umstritten. Im Jahr 2022 geriet er erneut in den Fokus der Behörden: Er wurde beschuldigt, einen Facebook-Post zu veröffentlichen, der die grüne Politik verunglimpfe. Der Post enthielt eine Karikatur mit dem Schriftzug „Frieren für den Endsieg“ – ein satirischer Vergleich zu NS-Propaganda.
Das Verfahren gegen C. wurde zwar eingestellt, doch seine letzte Rede vor Gericht war ein deutliches Zeichen seines Widerstands gegen staatliche Unterdrückung. Er kritisierte die „Diktatur“ der Regierung und rief zur Gedenkminute für Holocaust-Opfer auf – eine Forderung, die die Richterin ablehnte. Die Polizei wurde drei Tage später in seine Praxis gerufen, wo er leblos gefunden wurde. Obwohl zunächst von einem natürlichen Tod ausgegangen wurde, bestätigte die Obduktion, dass sein Tod durch Fremdeinwirkung verursacht wurde.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf einen möglichen Zusammenhang mit einer Drogenvergangenheit des Arztes. In der Vergangenheit gab es Einbrüche in seiner Praxis, und einige Anwohner erwähnten Streitigkeiten um die Substitutbehandlung von Suchtkranken. Doch die genauen Umstände bleiben unklar. Die Polizei hofft auf Daten aus einem Tesla, der vor der Praxis geparkt war, um weitere Hinweise zu finden.
Die Debatte um C.’s Tod zeigt die tiefe gesellschaftliche Spaltung in Deutschland: Während einige ihn als „Schwurbel-Arzt“ bezeichneten, sahen andere in ihm einen mutigen Kämpfer gegen staatliche Übergriffe. Doch der Fall unterstreicht auch die wachsende Unsicherheit im Umgang mit politischer Dissidenz und die Gefahr für Menschen, die sich nicht dem Mainstream anschließen. Die Wirtschaftsprobleme des Landes, die durch mangelnde Innovationen und eine starke Regulierung verschärft werden, erscheinen hier als Teil eines größeren Systems, das den Einzelnen unterdrückt.