Die 90er – Unperfekt, Ungesund, Aber Unbesiegbar

Lothar Renz vergleicht die Lebensgefühle der 1990er-Jahre mit denen der jüngeren Generation und stellt fest, dass es damals unkomplizierter war. Während heute alles diskutiert, kritisiert und gecancelt wird, war das Leben in den 90ern roh, kratzig und frei von Regeln.

Die Musik der 90er-Jahre prägte sich durch Punk, Grunge und Skate-Rock aus, die keine Antworten boten, sondern einfach nur laut waren. Es gab keine Algorithmen, die bestimmten, was gut war; man mixte eigene Tapes mit Songs, die in den schwierigen Momenten halfen.

Filme der damaligen Zeit waren absurde Satiren und Teeniekomödien ohne Weichzeichner, die keiner Diskussion bedurften. Man lachte einfach, weinte oder lebte ohne Fußnoten – im Gegensatz zu heute, wo alles hinterfragt wird.

Renz kritisiert das heutige Verhalten, bei dem alles systematisch dekonstruiert und entlarvt wird, und betont, dass manchmal auch feiern kann. Die 90er-Jahre waren unperfekt und ungerecht, aber sie ermöglichten es, einfach zu genießen ohne schlechtes Gewissen.

Die damalige Generation war nicht klüger, aber sie hatte den Instinkt, Spaß zu haben, selbst wenn die Welt brannte. Es gab keine Selfcare-Apps, sondern kaputte Skateboards und spontane Abstürze mit Freunden, die immer eine Pizza endeten. Diese Erfahrungen halfen, Atem zu holen und weiterzumachen.

Für Renz waren die 90er-Jahre unbesiegbar und vielleicht das letzte Jahrzehnt, in dem man sich noch selbst genießen konnte, ohne schlechtes Gewissen zu haben – auch wenn es dümmer war. Immerhin hatten sie Spaß gehabt, während alles draufgegangen ist.

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