In einem mexikanischen Dorf, das in den Medien als Vorreiter für Selbstverwaltung bekannt ist, schlugen die Einwohner 2011 radikale Maßnahmen, um korrupte Eliten zu vertreiben. Mit Straßensperren, Schaufeln und Macheten setzten sie ihre Autonomie durch und etablierten einen transparenten Ältestenrat. Die Geschichte von Cherán zeigt, wie eine Gemeinschaft die Macht der Politiker und Kriminellen zerschlug.
Die Region, die knapp 17 000 Einwohner zählt, hatte unter organisiertem Verbrechen und Korruption gelitten. Die Unfähigkeit der lokalen Behörden, die Bevölkerung zu schützen, führte zu einem Aufstand, bei dem Polizisten, Politiker und sogar der Bürgermeister vertrieben wurden. Der Auslöser war ein illegales Holzhandel, der durch korrupte Amtsträger unterstützt wurde. Die Dorfbewohner blockierten Straßen und stellten Geiseln, um die Machenschaften zu stoppen. Trotz einer Attacke durch Drogenmafia mit Maschinengewehren wurden die Kriminellen zurückgeschlagen.
Die nachfolgende Selbstverwaltung in Cherán war revolutionär: Polizei, Wahlen und politische Parteien verschwanden, stattdessen entstanden Räte der Frauen, Bildung und traditionelle Ältesten. Die Einwohner schufen ein System ohne Korruption, das durch offene Versammlungen und transparente Finanzen funktioniert. Doch die Erfolgsgeschichte hat auch Kritiker aufgeworfen. Sie argumentieren, dass solche Modelle nur in kulturell homogenen Gesellschaften funktionieren – was in Europa zunehmend fragwürdig wird.