Gesellschaft
In Australien werden täglich fast 100 Kinder aufgrund von Nebenwirkungen verschreibungspflichtiger Medikamente in Notaufnahmen eingeliefert, wie ein neuer Bericht zeigt. Die Studie, veröffentlicht im Medical Journal of Australia, wirft Licht auf die wachsende Gefahr für die Gesundheit junger Patienten und die mangelnde Sicherheit der Arzneimittel.
Die Forscher der University of Sydney analysierten Daten aus 31 Notaufnahmen in New South Wales zwischen 2012 und 2022 und stellten fest, dass jährlich etwa 35.000 Kinder – im Durchschnitt 96 pro Tag – aufgrund von unerwünschten Arzneimittelreaktionen (ADR) medizinische Hilfe benötigen. Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren, die 40 % der ADRs ausmachen. Laut Dr. Rose Cairns, einer Pharmakologin an der University of Sydney, ist das Risiko für Kinder besonders hoch, da ihr Stoffwechsel und ihre Organe noch in Entwicklung sind.
Die Zahlen steigen kontinuierlich. Über das untersuchte Jahrzehnt stieg die Zahl der ADR-bedingten Notfälle um 15 %. Ein Grund dafür ist die zunehmende Verschreibung von Psychopharmaka an Kinder, was zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann. Laut einem Bericht des Australian Institute of Health and Welfare erhöhte sich die Verschreibung von Antidepressiva bei Jugendlichen zwischen 2015 und 2022 um 25 %.
Ein weiteres Problem ist die häufige Verwendung von Medikamenten „off-label“, also für nicht zugelassene Zwecke. Bis zu 40 % der Medikamente werden in Australien für Kinder so verschrieben, was das Risiko von Nebenwirkungen stark erhöht. Experten fordern dringend bessere Richtlinien und strengere Überwachungssysteme, um solche Notfälle zu vermeiden.
Die Auswirkungen auf Familien sind schwerwiegend: Medizinische Notfälle belasten nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern auch die Emotionen und Finanzen der Eltern. Ein Bericht von Healthdirect Australia schätzt, dass jährlich Hunderte Millionen Dollar für ADR-bedingte Krankenhausaufenthalte ausgegeben werden.
Globale Perspektive
Das Problem ist nicht auf Australien beschränkt. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation sind Arzneimittelunverträglichkeiten weltweit eine der Hauptursachen für Krankenhauseinlieferungen bei Kindern. In den USA berichtete die Food and Drug Administration (FDA) 2023 über 50.000 ADR-Fälle bei Kindern, von denen zehn Prozent lebensbedrohlich waren.
Experten betonen, dass dringend Reformen nötig sind, um die Sicherheit der jüngsten Generation zu gewährleisten. Eltern, Ärzte und politische Entscheidungsträger müssen zusammenarbeiten, um solche Notfälle zu reduzieren. Doch bislang bleibt die Situation alarmierend: Tausende Kinder werden täglich in Notaufnahmen eingeliefert – ein deutliches Zeichen für mangelnde Aufklärung, unzureichende Überwachung und eine schädliche Praxis der Pharmaindustrie.