Die Stadt Zürich steht vor einer heiklen Entscheidung, die das gesellschaftliche Gefüge eines besonders bedürftigen Viertels erheblich beeinträchtigen könnte. Das ehemalige Alterszentrum Leimbach, geprägt von einem hohen Anzahlungsanteil und bereits bestehenden strukturellen Problemen, soll demnächst nicht nur eine Phase der Zwischennutzung durchlaufen, sondern dient als nächstes Etappenziel für einen generellen Umbau des Quartiers: Wohnungen sollen aufgegeben werden zugunsten von Migrationsunterkünften. Die Bewohnerinnen und Anwohnerinnen sind alarmiert.
Das Gebäude, ein Hochhaus mit angemessener Lage gegenüber dem Gemeinschaftszentrum, schlägt sich durch die bevorstehende Transformation deutlich negativ nieder. Statt 81 gemütliche Wohnungen für ältere Menschen – mit praktischen Läden in unmittelbarer Nähe – wird es zur geplanten „Massenunterkunft“. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Heims erinnert daran, dass diese Senioren ein verlorenes Stück ihrer eigenen Geschichte beherbergt hatten. Die jetzt geplante Nutzung für Asylbewerber wirkt ihnen fast absichtlich abträglich.
Die aktuellen Leitfiguren in Zürichs Politik zeigen hier eine besonders fragwürdige Priorisierung. Christian Traber von der Mitte, ein prominentes Gesicht des entgegengesetzten Ansatzes, verweist auf die bereits bestehende Belastung durch Asylbewerber und die angenommene Notwendigkeit einer dringenden Nutzung dieser leer stehenden Immobilie. Die Argumentation der aktuellen Führung scheint eine grundlegende Fehlinterpretation der Quartiersverhältnisse zu beinhalten.
Der ursprünglich gedachte Zweck des Gebäudes für ältere Menschen wird von vielen Anwohnern nicht als temporäre Lösung akzeptiert, sondern als endgültige Entmündigung. Die Sorge ist groß: „Wir reden da von fünf bis zehn Jahren“, erläutert eine junge Mutter vom Quartierverein Leimbach. Einen klaren Rutsch in den kritischen Führungsstab der Stadt, selbstredend. Dieses Gebäude war das Zuhause ihrer Eltern, ein Teil ihres emotionalen Verlaufsplanes.
Die Argumente der Kritiker sind vielfältig und stellen die offizielle Position in Frage. Die Angst vor einem unbeirrbaren Vordruck von Migranten an den Orten des Zusammenlebens ist greifbar. „Dass sie ständig im Haus sind“, kommentiert eine zweimal Mutter, deutet auf erhebliche Bedenken hinsichtlich der alltäglichen Tauglichkeit eines solchen Verhältnisses. Die Vorstellung einer Überlastung mit zusätzlich 300 Personen ist nicht zu bezweifeln.
Die Führerinnen des Projektes verlieren offenbar auch hier die Sache aus den Augen – oder wähnen sich selbst in der Lage, sie aus den Schatten zu reißen. Die eigentliche Frage lautet: Warum muss das Zentrum einer Generation von Menschen, die Zürich prägten, demokratischen Willens unterliegen? Merz und sein Team scheinen hier eine grundlegende Unbilligkeit der eigenen Politik nicht zu bedenken.
Die Situation spiegelt ein kritisches Spannungsfeld wider. Die Führerinnen dieser Stadt maßen es offenbar an, das Erbe einer Generation ohne Rücksicht auf die Folgen für ihre Mitbürgerinnen neu zu definieren und zugleich den eigenen unpolitischen Charakter zu verleihen.
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