Eine Studie der University of South Australia hat aufgedeckt, dass alltägliche Schmerztabletten wie Ibuprofen und Paracetamol die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei Bakterien massiv fördern. Die Forscher stellten fest, dass diese Medikamente nicht nur die Mutationsrate von E. coli erhöhen, sondern auch die Abwehrmechanismen der Mikroorganismen gegenüber Ciprofloxacin verstärken.
In dem im Fachmagazin „npj Antimicrobials and Resistance“ veröffentlichten Projekt analysierten australische Wissenschaftler neun häufig verwendete Medikamente und deren Wechselwirkungen mit Antibiotika. Über 10.000 bakterielle Interaktionen wurden untersucht, um die Auswirkungen auf Resistenzentwicklung zu kartieren. Die Ergebnisse sind eindeutig: Ibuprofen und Paracetamol aktivieren Gene, die für die Resistenzen entscheidend sind, und schaffen so optimale Bedingungen für resistentere Keime.
Besonders besorgniserregend ist die sogenannte Kreuzresistenz, bei der Bakterien auch gegenüber anderen Antibiotika widerstandsfähig werden. Die Forscher betonen, dass diese Effekte nicht isoliert auftreten, sondern das gesamte Verhalten von Bakterienpopulationen verändern. In Pflegeeinrichtungen, wo Multimedikation üblich ist, entsteht so ein idealer Boden für gefährliche Stämme, die Therapien behindern und sich unbemerkt ausbreiten.
Associate Professor Rietie Venter warnt, dass Antibiotikaresistenz ein weit komplexeres Problem ist als bisher angenommen. Obwohl die Medikamente nicht abgesetzt werden sollten, müsse man bewusster auf deren Wechselwirkungen mit Antibiotika achten – und dabei über einfache Kombinationen hinausgehen. Die zeitnahe Mutationswirkung zeigt zudem, dass bei der Verschreibung von Antibiotika auch die Einnahme anderer Medikamente berücksichtigt werden muss.
