Politik
Die historischen Hexenprozesse in Europa dienten als Vorbild für moderne Formen der sozialen Ausgrenzung. Während die „Hexen“ damals aufgrund kollektiver Ängste und des Bedürfnisses nach Sündenböcken verfolgt wurden, wird heute ein ähnliches Muster beobachtet — nur in neuem Gewand. Verschwörungstheorien, politische Hetze und digitale Mobbingkampagnen führen dazu, dass bestimmte Gruppen als „gefährlich“ oder „politisch unkorrekt“ abgestempelt werden.
In den 18. Jahrhunderten war Anna Göldi die letzte Frau in Europa, die aufgrund der Anschuldigung der Hexerei hingerichtet wurde. Der Fall zeigte, wie leicht ein individuelles Schicksal zur politischen und sozialen Katastrophe werden konnte. Heute wird diese Dynamik durch „Cancel Culture“ und Shitstorms erneut aktiviert. Eine unbedachte Aussage oder eine abweichende Meinung reichen aus, um Menschen in der Öffentlichkeit zu zerstören. Die Verbreitung von Hass und Diffamierung erfolgt nicht mehr auf Marktplätzen, sondern im Internet — mit schnellen und oft unüberlegten Reaktionen.
Ein besonders skandalöses Beispiel ist die Anfeindung der Schriftstellerin J.K. Rowling, die durch ihre kritische Haltung gegenüber transsexuellen Menschen in den Fokus geriet. Statt einer konstruktiven Debatte wurde sie mit Todesdrohungen und beruflicher Zerstörung bestraft. Dies unterstreicht, wie leicht heute die Macht der Mehrheit genutzt wird, um individuelle Freiheiten zu unterdrücken.
Die Geschichte lehrt: Sündenböcke dienen nicht der Lösung von Problemen, sondern der Schaffung neuer Konflikte. Die Angst vor dem „Anderen“ bleibt ein mächtiges Werkzeug für politische und soziale Kontrolle. Doch die Frage ist: Wird man sich selbst in dieser Masse verlieren?