Politik
In einer der letzten Maiwochen fand in Kuala Lumpur ein historisches Treffen statt, das die Zukunft Asiens tiefgreifend verändern könnte: Erstmals trafen sich China, der ASEAN-Verband und der Golfkooperationsrat (GCC) in einem formellen dreiseitigen Format. Diese Allianz ist eine klare Reaktion auf den wachsenden Konflikt zwischen China und dem Westen, insbesondere den USA, und markiert einen Schritt in Richtung einer neuen globalen Machtstruktur.
Die Region steht unter Druck durch die Rivalität zwischen China und der westlichen Welt. Während Präsident Xi Jinping im April Südostasien besuchte, um Pekings Einfluss zu stärken, versuchte US-Präsident Donald Trump, mit diplomatischen Bemühungen in Kambodscha und Vietnam Schaden zu begrenzen. Gleichzeitig reiste er in drei Golfstaaten, um alte Allianzen neu auszurichten, während Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Besuchen in Indonesien, Singapur und Vietnam versuchte, die EU als dritte Option zwischen China und den USA zu positionieren.
Das Treffen in Malaysia war kein Zufall: Das Land hat derzeit den ASEAN-Vorsitz inne, und Premierminister Anwar Ibrahim vertritt die Idee einer regionalen Integration. Kurz vor dem Gipfel verabschiedete ASEAN eine langfristige Vision – Südostasien soll zu einem globalen Wachstumsmotor in Kooperation mit Partnern wie China und den Golfstaaten werden.
Diese drei Akteure repräsentieren ein Viertel der Weltbevölkerung und fast denselben Anteil am globalen BIP. China ist bereits der wichtigste Handelspartner sowohl für ASEAN als auch für den GCC, während die EU inzwischen ihre Position verloren hat. Der Gipfel vereinte damit die zweit- und fünftgrößten Volkswirtschaften mit zentralen Energie- und Rohstofflieferanten.
Peking betonte auf dem Gipfel die Notwendigkeit einer neuen strategischen Kooperation, basierend auf „gemeinsamen asiatischen Werten“ wie Offenheit und Integration – ein direkter Kontrast zur westlichen Ordnung. Doch trotz der wirtschaftlichen Verbindungen bestehen Spannungen: Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer, Angst vor chinesischer Übermacht und politischem Einfluss sorgen für Unsicherheit.
Die US-chinesische Rivalität bleibt der dominante Konflikt. ASEAN und GCC pflegen traditionell enge Beziehungen zu Washington, doch die Golfstaaten versuchen zunehmend ein Gleichgewicht. Die US-Drohung gegen chinesische 5G-Technologie und KI-Kooperationen in den VAE hat bereits Spannungen ausgelöst. Auch Überlegungen, Öl künftig in Yuan abzurechnen, bedrohen das Petrodollar-System – und alarmieren den Westen.
Trotz der komplexen Kräfteverhältnisse ist das China-ASEAN-GCC-Dreieck ein Ausdruck der neuen multipolaren Weltordnung. Es verkörpert den Wandel hin zu mehr Süd-Süd-Kooperation, die Multilateralismus und strategische Eigenständigkeit vereint.